Verlässt man die U-Bahn-Station „Vienna International Center“, verlässt man gleichsam Österreich. Denn man betritt internationales Territorium: Die UNO hat hier einen von vier Sitzen. Nachdem man die strengen Sicherheitskontrollen passiert hat, gelangt man in den Fahnenhof. Alle rund 190 Mitgliedsstaaten sind hier mit ihrer Landesfahne repräsentiert. „Austria“ befindet sich ziemlich am Anfang, „Zimbabwe“ am Ende. Der Besuch der UNO in Wien war ein zentraler Programmpunkt der Landshuter Schüler auf ihrer Abschlussfahrt. Möglich gemacht hatte das der Lions Club Landshut mit dem Sponsoring der Gebühren für die Führung.
Die deutsche Sprache hört man in dem umfangreichen Gebäudekomplex kaum. Stattdessen dominiert die internationale Verkehrssprache Englisch. Die Schüler erfahren viel über die wichtige Arbeit der UNO in Wien. Hier befassen sich Diplomaten und Politiker vor allem mit wissenschaftlichen Fragen. Ein ganz besonders heißes Eisen ist die Überwachung der Atomanlagen weltweit. Die Unterorganisation IAEO hat hier ihren Hauptsitz. Sie macht bei den Mitgliedstaaten angekündigte und unangekündigte Kontrollen in Atomkraftwerken, Krankenhäusern und Labors.
Unsere Schüler erweisen sich als interessierte Zuhörer und fragen die beiden Referentinnen geradezu Löcher in den Bauch. Geduldig antworten die Mitarbeiterinnen der UNO. Doch dann drängt die Zeit. Schließlich gibt es noch andere wichtige Sehenswürdigkeiten in Wien.
Dass Österreich schon zu kaiserlichen Zeiten ein komplexes globales Gebilde war, erleben die Schüler in der Hofburg und im Schloss Schönbrunn. Von einem schlichten Arbeitszimmer aus regierte der Kaiser die Geschicke seines Vielvölkerstaates. Es ist überliefert, dass ein 14-Stunden-Arbeitstag für den Monarchen, der sich als „erster Beamter“ des Staatsgebildes verstand, normal war. Viele Räume in den Palästen wurden von der legendären Gattin des Kaisers, von Sissi, bewohnt. Noch immer sind zahlreiche Original-Möbel, -Kleider und –Utensilien für die Schönheitspflege zu bestaunen.
Vielfältig, bunt und durchaus als „abgefahren“ erweisen sich die „Bewohner“ des Wiener Zentralfriedhofs. Dort befinden sich die Gräber weltberühmter Musiker und Persönlichkeiten wie z.B. Beethoven und Johann Strauß, aber auch von Udo Jürgens und dem Austria-Popstar Falco. Viele Grabstätten hatten sich die späteren „Untermieter“ noch zu Lebzeiten selbst ausgesucht. Das führte nicht selten zu Skandalen, wie z.B. das obszöne Grabmal des Bildhauers Hrdlicka und seiner Frau. In einer Stadtrundfahrt über den Ringpark und über die alte und neue Donau erlebten die Landshuter Kids sowohl die alte Kaiserstadt wie auch das modere Wien mit glitzernden Hochhausfassaden. Auf dem Naschmarkt fanden sie köstliche Leckereinen und tolle Mitbringsel. Zum Abschluss unternahmen sie eine zweistündige Schifffahrt auf der Donau, der Hauptschlagader Europas. Wie im Flug waren die fünf Apriltage vergangen. Müde und mit vielen Geschenken beladen machte sich der Reisebus vom Ufer der Donau wieder in Richtung Heimat auf.
Achim Reinhart