Ein Haus erzählt seine Geschichte

Am 09. November – einem denkwürdigen Tag in der deutschen Geschichte – besuchte eine Schüler-Gruppe zusammen mit ihren Lehrkräften Jennifer Häuser und Alexander Petzenhauser das Haus der Staatlichen Schulberatungsstelle in Landshut. Anlass war die Einweihung einer Gedenktafel, die von nun an wichtige Stationen der wechselhaften und äußerst interessanten Geschichte dieses Hauses in der Seligenthaler Straße 36 veranschaulicht.

Die Veranstaltung bot den Schülerinnen und Schülern aus den Abschlussklassen eine hervorragende Gelegenheit, Geschichte direkt vor Ort zu erleben. Mario Benedetti und Hildegard Kollmeder von der Staatlichen Schulberatungsstelle trugen die Geschichte des Hauses auf sehr eindrucksvolle Weise vor und Franz Gervasoni, ehemaliger Geschichts-Lehrer am Hans-Carossa-Gymnasium Landshut, ergänzte die Vorträge mit persönlichen Schilderungen aus seiner Jugend in Landshut.

Das Gebäude wurde im Jahr 1904 als Stadtvilla im Jugendstil erbaut und war ursprünglich der Wohnsitz der Landshuter Tabakfabrikanten-Familie Kissenberth, die allerdings im Zuge der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre insolvent wurde. Vor und während des Zweiten Weltkriegs diente es als Dienstsitz des Amtsarztes, der gemäß der nationalsozialistischen Rassenideologie für viele schreckliche Taten – z. B. Zwangssterilisierungen – verantwortlich war.

Nach 1945 war dieses dunkle Kapitel in der Geschichte des Hauses glücklicherweise beendet und es diente bis 1988 als Sitz des Gesundheitsamtes Landshut. Im Anschluss daran wurde es dann bis 2001 als Unterkunft für Asylbewerber genutzt, bevor es schließlich im Jahr 2003 zum Sitz der Staatlichen Schulberatungsstelle Niederbayern wurde.

Die Schüler erlebten bei ihrem Besuch die lebendige Geschichte dieses Hauses hautnah und konnten auch all seine kleinen architektonischen und stilistischen Details (z. B. gusseiserne Heizkörper mit vielen liebevollen Verzierungen) aus nächster Nähe betrachten.

Die Veranstaltung war sehr informativ und bot viele interessante Einblicke in die Geschichte des Gebäudes. Es ist bemerkenswert, dass das Gebäude so viele verschiedene Zwecke erfüllt hat und immer noch ein wichtiger Ort für Menschen in der Region Niederbayern ist.

Der 9. November wurde als Termin bewusst gewählt, hat dieser Tag in der deutschen Geschichte doch eine ganz besondere Bedeutung: An diesem Tag im Jahr 1938 fand die Reichspogromnacht statt, ein Tag der schlimmsten Gewalttaten gegen Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Und am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, ebenfalls ein historisches Ereignis, das die folgende Geschichte nachhaltig prägte.

Jennifer Häuser und Alexander Petzenhauser

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